Supercup gewonnen? BVB-Fluch beendet? Alles unwichtig, sagen die Münchner. Doch die Tiefstapler des FC Bayern schauen dabei eine Spur zu glücklich aus der Wäsche.
Der erste Pflichtspielsieg der neuen Saison, der erste Pokal nach zwei Jahren Titeldürre und der erste Erfolg über den Rivalen Borussia Dortmund nach einer schwarzen Serie von zuletzt fünf Niederlagen in Folge. Doch nach dem 2:1-Erfolg im Supercup in München waren alle Beteiligten des FC Bayern eifrig darum bemüht, die Bedeutung herunterzuspielen. Als habe der Klub gerade lediglich 5,5 Kilo Tinnef für die Vitrine gewonnen und nicht Silber und Gold im Wert von 40.000 Euro sowie unbezahlbares Selbstvertrauen.
“Das ist auch nur ein Teil der Bundesliga-Vorbereitung”, sagte Trainer Jupp Heynckes. Mittelfeldstar Arjen Robben sprang dem Trainer zur Seite: “Diese schwarze Serie war doch nur eine Sache der Medien.” Allein, die glücklichen Gesichter des Rekordmeisters, der sich nun auch Rekordsupercupsieger nennen darf, sprachen eine gänzlich andere Sprache.
Noche eine Pleite – nicht mit uns!
Genau wie das Verhalten zuvor auf dem Platz. Engagiert, bissig, teilweise nickelig waren die Akteure in das Duell mit dem Doublesieger gegangen, der den Münchnern in der Vergangenheit so oft eine Nase gedreht hatte. Gleich vier Gelbe Karten sammelten die Münchner in diesem “Vorbereitungsspiel” ein, darunter eine dunkelgelbe durch den etwas übermotivierten Youngster Emre Can.
Es hätten auch mehr sein können. Ist das die Antwort auf Sportdirektor Matthias Sammer, der sich vom Team öffentlich mehr Leben wünschte? Die Botschaft war jedenfalls klar: Noch eine Pleite gegen den BVB – nicht mit uns! Schon von der ersten Minute an war diese Einstellung sichtbar in einer Partie, deren sportlicher Wert für den Branchenriesen in früheren Jahren meist knapp über einem Test gegen eine Tegernsee-Auswahl gelegen hatte.
Blitzstart des Rekordmeisters
Bereits nach elf Minuten stand es 2:0, durch das Tor des stark aufspielenden Mario Mandzukic und den Abstauber von Thomas Müller. Gegen zunächst erschreckend schwache Dortmunder, die mit katastrophalen Fehlern beide Gegentreffer begünstigten, wäre vermutlich noch mehr drin gewesen. Zumal das Spiel der Bayern in der ersten Halbzeit in der Offensive endlich mal variabler war, mit zwei starken Flügeln Robben und Frank Ribéry.
Dazu stabil im defensiven Mittelfeld und völlig ohne Probleme in der Abwehr, obwohl Nationalspieler Holger Badstuber zunächst geschont wurde. Diesen Erfolg hatte der FC Bayern für einen guten Saisonstart gebraucht und herbeigesehnt, weil ansonsten gleich wieder die Hölle los gewesen wäre, an der Säbener Straße und bei der ungeduldigen Anhängerschaft.
Spottgesänge für den BVB
Noch vor dem Anpfiff hatten der Stadionsprecher des Deutschen Fußball-Bundes den Bayern-Fans einen Schlag in die Magengrube verpasst, als er unparteiisch forderte: “Bitte heißen Sie den Deutschen Meister willkommen: Borussia Dortmund.” In den Ohren der Mia-san-mia-Fans eine Anmaßung. Umso lautstarker wurde die wilde Anfangsoffensive der Bayern bejubelt, dazu jeder Fehlpass und jede technische Schludrigkeit der Westfalen.
“Und ihr wollt Deutscher Meister sein”, hallte es schadenfroh durchs weite Rund, um die bösen BVB-Geister zu vertreiben. In der zweiten Halbzeit machten die Fans sogar die Welle und auch die Freude über Pokal und Konfettiregen war zwar unter Champions-League-Niveau, aber doch deutlich intensiver als nach – sagen wir – einem siebten Ligatreffer gegen 1899 Hoffenheim.
Robben: “Haben Zeichen gesetzt”
Das lag vermutlich daran, dass es in der zweiten Halbzeit doch noch ein richtiges Duell wurde in der Allianz-Arena. Eins, auf das die Bundesliga sich jetzt schon freuen darf. Denn nach einigen Umstellungen fand auch der BVB in die Partie und hätte sich fast noch in die Verlängerung gerettet. Der frischgebackene Fußballer des Jahres, Marco Reus, kam nun auf der rechten, offensiven Seite wesentlich besser zurecht, nachdem er zunächst im Zentrum nicht die geforderte Defensivarbeit verrichtete und dafür prompt von Trainer Jürgen Klopp an der Seitenlinie Nachhilfe bekam.
Doch zum Glück für die Bayern entdeckte Dortmund nicht nur das gefürchtete Offensivspiel wieder, sondern auch noch sein zweites Markenzeichen: das Auslassen bester Torchancen. So blieb es beim Anschlusstreffer durch Robert Lewandowski und beim verdienten, vierten Gewinn des Supercups des FC Bayern nach 1987, 1990 und 2010. Und entgegen der internen Sprachregelung der neuen Bescheidenheit beim FC Bayern rutschte Superstar Robben am Ende doch noch eine eigene Interpretation der Ereignisse raus: “Heute haben wir ein gutes Zeichen gesetzt.”