Er war einer der großen Helden der Doublesieger-Saison: Jakub Blaszczykowski, Spitzname Kuba. Als sich Shooting-Star Mario Götze zur Winterpause verletzte, sprang der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft in die Bresche und lieferte die vermutlich beste Halbserie seiner Karriere ab. Im Zusammenspiel mit seinem kongenialen Landsmann Lukasz Piszczek machte der 26-Jährige enorm viel Dampf auf der rechten Seite. Sechs Treffer und zehn Torvorlagen steuerte Kuba zum Erfolg der Borussia bei.
Im Interview mit Athletic Brandao erzählt Blaszczykowski, warum es auf der Welt kaum einen besseren Klub gibt als den BVB, wie er den Konkurrenzkampf im Team aufnimmt und warum die ständigen verbalen Spitzen des FC Bayern in Dortmund niemanden stören.
Athletic Brandao: Herr Blaszczykowski, Sie haben ihren Vertrag um vier Jahre verlängert, obwohl Sie angeblich Angebote europäischer Topklubs hatten. Was sprach für Dortmund?
Jakub Blaszczykowski: Ich habe fünf schöne fünf Jahre bei der Borussia verbracht und fühle mich in Dortmund mit meiner Familie sehr wohl. Als ich zum BVB kam, war der Klub noch nicht so weit wie jetzt. Diese Entwicklung habe ich mitgemacht, und daran will ich auch weiter Anteil haben. Welche Klubs sind denn noch besser in der Welt als Borussia Dortmund? Da gibt es nicht viele. Und die Fans sind überragend: Mehrere tausend Anhänger in St. Gallen – bei einem Testspiel! Das sagt doch alles.
Sie hatten die Namen einiger Klubs auf Ihrer Homepage veröffentlicht. Wie ernsthaft war deren oder Ihr Wechsel-Interesse eigentlich? Gab es Verhandlungen?
Ich persönlich habe mit niemandem gesprochen, außer dem BVB.
Im Mittelfeld ist ein unglaublicher Konkurrenzkampf in Dortmund entbrannt. Gerade auch auf ihrer Position, auf der rechten offensiven Seite.
So ist das im Profifußball. Jeder muss hart trainieren, sich immer anbieten und zu gegebener Zeit seine Chance nutzen. Genau das ist mir in der vergangenen Rückrunde gelungen, als Mario Götze ausfiel. Ein Verein wie Dortmund braucht eben viele gute Spieler.
In der Hinrunde sah es noch ganz anders für Sie aus: Sie hatten zwischenzeitlich sogar mit einem Abschied kokettiert.
In guten Zeiten denkt man nicht über Veränderungen nach, sondern meist in schlechten. Natürlich habe ich mir damals Gedanken gemacht. Aber ich habe immer gewusst, ich bekomme meine Chance und habe mir dann selbst geholfen. Zwischendurch gab mir meine Rolle in der polnischen Nationalmannschaft Auftrieb, das war wichtig für mich.
Befürchten Sie eine Rückversetzung auf die Bank, nun da Götze wieder fit ist?
Der Kampf um die Plätze ist völlig offen, keiner hat einen Vorsprung. Aber es ist klar, dass ich meine Position nicht kampflos räumen werde.
Mit sechs Treffern und zehn Torvorlagen ist Ihnen zuletzt fast eine perfekte Rückrunde gelungen. Wie viel Luft nach oben gibt es noch?
Es ist noch vieles möglich. Wenn ich die letzte Rückrunde auf eine ganze Saison hochrechne, sind das zwölf Tore. Für einen Mittelfeldspieler wäre das nicht schlecht.
Sie sind Kapitän der polnischen Nationalelf. Würden Sie auch beim BVB gerne mehr Verantwortung übernehmen?
Das wäre für mich natürlich kein Problem. Aber realistisch gesehen ist es für Ausländer immer ein bisschen schwieriger, in einem Bundesliga-Verein die Kapitäns-Binde zu übernehmen. Außerdem entscheiden das andere Personen.
Die BVB-Fans freuen sich sehr über ihre Treue zu Schwarz-Gelb. Wann gibt ihr Landsmann Robert Lewandowski ein Bekenntnis zur Borussia ab?
Ich weiß nicht, was Robert vorhat. Und es ist auch nicht meine Aufgabe, ihm reinzureden.
National haben Sie mit der Borussia alles erreicht. Was soll da noch kommen?
Noch einiges. Ich will so viele Titel holen, wie es eben geht. Für dieses Ziel arbeite ich jeden Tag. Später kann ich meinen Kinder erzählen, was ich erreicht habe. Aber jetzt zählt nur der Moment. Spieler mit Titeln sind einfach glücklicher. Das ist es, was mich antreibt. Die grandiose Saison mit dem Gewinn des Doubles ist natürlich schwer zu toppen. Aber spielerisch ist eine Steigerung möglich, wir haben eine unglaubliche Qualität in der Mannschaft. Und in der Champions League wollen wir besser abschneiden als zuletzt.
Schon am 12. August winkt der Titel im Supercup – ausgerechnet im Duell mit dem Rivalen aus München. Nimmt Ihr Team wahr, dass Bayerns Spieler bereits fleißig Spitzen abschießen? Arjen Robben hat schon gefordert, „ein Zeichen zu setzen“.
Wir haben schon so viel von den Bayern gehört, aber wir konzentrieren uns lieber auf uns selbst. „Nicht so viel reden, einfach gut spielen.“ Mit diesem Motto sind wir in den vergangenen Jahren immer gut gefahren.