Showdown der Toptorjäger: Münchens Mr. Perfect gegen Borussias Batman

Bayern-Stürmer Robert Lewandowski und Dortmund-Star Pierre-Emerick Aubameyang eint die Treffsicherheit und die Jagd nach Rekorden. Dabei könnten die beiden in Stil und Spielweise unterschiedlicher kaum sein.

(*Dieser Artikel lief am 3.10.2015 bei zdfsport.de*)

Rettet Borussia Dortmund die Bundesliga vor der Langeweile? Nur ein BVB-Sieg im Spitzenspiel beim FC Bayern dürfte verhindern, dass die Meisterschaft schon im vierten Jahr in Folge bereits Mitte der Hinrunde entschieden ist.

Ein anderer Wettbewerb hält die Fans aber ganz sicher länger in Atem, egal wie der wiederbelebte Klassiker ausgeht: Das mit Spannung erwartete Duell zwischen Münchens Torjäger Robert Lewandowski und BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang.

Auf den Spuren Gerd Müllers
„Das ist ein guter Zweikampf zwischen Lewy und mir. Hoffentlich geht er eine Weile so weiter“, sagte der Dortmunder. Mit einiger Berechtigung, denn beide Protagonisten befinden sich in der Form ihres Lebens und jagen Bestmarken. Lewandowski hat mit seinem Blitz-Fünferpack gegen den VfL Wolfsburg Geschichte geschrieben und befindet sich mit zehn Liga-Treffern sogar auf den Spuren Gerd Müllers.

BVB-Star Aubameyang war im Kalenderjahr 2015 in allen Wettbewerben an 43 Treffern beteiligt. Aktuell kommt er in der Meisterschaft auf ein Tor weniger als Lewandowski, dafür traf er in jedem der ersten sieben Spiele – auch das ein Novum in 53 Jahren Bundesliga.

Aubameyangs Zwanzig-Tore-Wette
Kaum zu glauben aus heutiger Sicht, dass Dortmunds Nummer 17 im Sommer 2014 auf der Kippe stand. Jürgen Klopp hatte wohl das Potenzial des vermeintlich eindimensionalen Flügelflitzers unterschätzt und wollte ihn ziehen lassen. Bis tief in die vergangene Seuchensaison sträubte sich der damalige BVB-Trainer, Aubameyang dauerhaft als zentrale Spitze einzusetzen. Nun ist er dort unersetzlich, weil er so schnell lernt, wie er über den Platz zu jagen pflegt.

In den vergangenen Monaten hat der 26-Jährige den größten Entwicklungssprung aller Borussen gemacht. „Auba“ kombiniert nun viel besser, sein Kopfballspiel ist ansprechender. Die lässigsten Elfmeter der Liga hat er sowieso drauf. Bei der Generalprobe für München stand Aubameyang im 14. Pflichtspiel dieser Saison erstmals nicht in der Startelf – weil das Spitzenspiel der Bundesliga eben noch wichtiger ist als ein Remis in der Gruppenphase der Europa League bei PAOK Saloniki.

Aubameyangs Hang zu Style und Glamour, zu extravagantem Torjubel per Salto oder mit Batman-Maske sollte niemand mit fehlender Ernsthaftigkeit verwechseln. Der Kapitän Gabuns hat großes Selbstvertrauen und noch größere Ziele. „Bayern wird nicht Meister“, traut er sich als einziger zu sagen. Diese Aussage muss er vielleicht schon am Sonntagabend zurücknehmen. Aber seine Zwanzig-Tore-Wette mit Thomas Tuchel hat weiter Bestand. Aubameyang ist als einer der Ersten im dominanten Ballbesitzfußball des neuen Trainers angekommen. Die BVB-Rakete knipst selbst ohne Raum für Tempoläufe, wie zuletzt gegen die Sechser-Abwehrkette von Darmstadt 98. Nächster Rekord in Reichweite: ein Treffer in zwölf Spielen in Serie.

Lewandowski ist der komplettere Stürmer
Den Rekord hält bislang Robert Lewandowski. Nach Anlaufschwierigkeiten tritt er im zweiten Jahr beim FC Bayern den Beweis an, dass sein Wechsel vom BVB nicht nur den Rivalen schwächt, sondern den Branchenführer wirklich auf die nächste Qualitätsstufe hebt. In 59 Pflichtspielen für den FCB hat der Weltklassestürmer 39 Treffer erzielt – eine irre Quote.

Und dem Besonderen packt er noch das Außergewöhnliche bei: Die jüngsten zehn Tore erzielte er in nur acht Tagen. Auf die Gala gegen Wolfsburg ließ „Lewangoalski“, wie er nun vom Boulevard genannt wird, zwei Tore in Mainz folgen. Damit rückte er nach nur 168 Bundesliga-Spielen in den elitären Klub der Hunderter-Torschützen auf – keinem anderen Legionär gelang das schneller. In der Champions League legte er mühelos einen Dreierpack gegen Zagreb nach. „Babe, die Spiele werden langsam etwas langweilig“, nahm Lewandowskis Frau Anna ihren „Mr. Perfect” und Bayerns neuen Supermann auf die Schippe.

Es scheint dem Stürmer gut zu bekommen, dass Frank Ribéry und Arjen Robben bislang gar nicht, oder nur kaum zum Zuge kamen. Im Gegensatz zu „Robbery“ sucht die neue Flügelzange Douglas Costa und Kingsley Coman erst den Goalgetter und dann den eigenen Abschluss. Lewandowski mag nicht Aubameyangs Speed haben. Dafür spielt Münchens Nummer neun variabler und mit größerer Übersicht.

Er ist stärker am Ball sowie in den Zweikämpfen und verfügt über eine höhere Passgenauigkeit. „Lewy“ ist der komplettere Spieler, auch dank ganzheitlicher Ausbildung in Dortmund, wo er im ersten Jahr im zentralen Mittelfeld aushalf. Der Fokus stimmt sowieso bei dem ruhigen und untadeligen Sportsmann – Rücksicht auf die alten Kollegen wird es nicht geben. „Ich freue mich, wenn ich Tore gegen Dortmund schieße“, verkündet er vorab im Stadion-Magazin des FC Bayern. In den jüngsten drei Duellen ist ihm das auch gelungen.

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