Rechtzeitig zum Saisonfinale bekommt Borussia Dortmund die Kurve. Dank des souveränen Heimsieges über Eintracht Frankfurt ist Europa noch ein Stück näher gerückt. Und zum Pokal-Showdown beim FC Bayern reist der BVB nun sogar mit einigem Selbstvertrauen.
Am Ende zog die Südtribüne einen Klassiker aus dem Hut, klar: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“, skandierten die Fans im früheren Westfalenstadion lautstark und hielten sich nicht lange mit Borussia Dortmunds 2:0-Heimsieg über Eintracht Frankfurt auf. Lieber gaben die Anhänger einen Arbeitsauftrag für das Halbfinale im DFB-Pokal beim FC Bayern aus.
Zwar fährt der BVB immer noch als Außenseiter nach München, aber in der aktuellen Form dürfen die Schwarz-Gelben wenigstens hoffen. BVB-Trainer Jürgen Klopp jedenfalls will nicht nur anreisen, um für sein vorerst letztes Gastspiel im Süden einen Abschiedsstrauß von Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge in Empfang zu nehmen. “Es ist eine sehr nette Geste, aber wir sind Dienstag auf Krawall gebürstet“, kündigte der 47-Jährige in bester Vorkrisen-Manier an. Das Selbstvertrauen ist zurück beim abgestürzten Vizemeister.
Plötzlich ist sogar Schalke in Reichweite
Das musste auch die Eintracht am 30. Spieltag der Bundesliga erleben. Spätestens, als Pierre-Emerick Aubameyang mit einem superlässigen Elfmeterlupfer die Führung besorgte, war klar: Die Zeit der schlotternde Beine beim BVB ist vorbei. „Heute ist ein wichtiger Tag für uns. Wir haben uns aus dem Abstiegskampf verabschiedet“, sagte der scheidende BVB-Coach. Und besser noch: Nach dem siebten Rückrunden-Sieg hat der zwischenzeitlich auf Rang 18 abgerutschte Klub sogar wieder einen Platz im Visier, der am Saisonende ohne Umweg in die Gruppenphase der Europa League führt. Revierrivale FC Schalke ist als Fünfter lediglich drei Zähler entfernt: „Wenn man weniger Punkte Abstand hat als noch Spieltage verbleiben, ist das ein gutes Zeichen“, erklärte Klopp.
Durm und Schmelzer sorgen für Offensiv-Wirbel
Die Formkurve beim BVB zeigt wieder nach oben. Zum ersten Mal überhaupt in dieser Seuchensaison gewannen die Westfalen zwei Partien hintereinander ohne Gegentor. Die Defensive hat sich rechtzeitig vorm wichtigen Saisonfinish stabilisiert. Das Innenverteidiger-Duo Mats Hummels und Sokratis leistet solide Arbeit, die Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Erik Durm sind im Aufwind und sorgen auch im Spiel nach vorne endlich wieder für Impulse. Auch im defensiven Mittelfeld hat Klopp ein Pärchen gefunden, auf das er angesichts des Dauer-Verletzungspechs bauen kann: Matthias Ginter und Sven Bender machten ihre Sache gegen die viel zu mutlos agierende Eintracht richtig gut.
Gündogans Ausfall kommt ganz passend
Nachdem Dortmund einige Zeit lang die Tiefen der Bundesliga ausgelotet hat, scheint das Team nun wieder gefestigt. Klopp leistete sich gegen den Tabellennachbarn sogar den Luxus, Offensivstar Marco Reus über eine Stunde auf der Bank zu schonen. Auch bei Ilkay Gündogan ließen die Schwarz-Gelben Vorsicht walten. Der Mittelfeldspieler hatte sich mit einer Rachenentzündung abgemeldet. Vermutlich war es den Verantwortlichen auch ganz recht, dass Gündogan fehlte. So musste der 24-Jährige nicht zu seinen Wechselabsichten Auskunft geben. Medien hatten von einer Einigung mit Manchester United berichtet.
Der zweite Treffer erinnert an bessere Zeiten
Gegen Frankfurt wurde der europaweit begehrte Nationalspieler nur in den ersten zwanzig Minuten vermisst, als sich beide Teams neutralisierten. Doch nach Aubameyangs coolem Handelfmeter, seinem 14. Saisontor, kam die BVB-Offensive auch so ins Rollen. Das 2:0 durch Shinji Kagawa (32. Minute) hätte auch ins Poesie-Album früherer Vollgas-Veranstaltungen gepasst. Die Vorbereiter Durm und Aubameyang verdienten sich wie der Japaner ein Extralob vom Trainer: „Der zweite Treffer war überragend gemacht.“
Klopp: “Viele Jungs in guter Verfassung gesehen”
Auch die gesamte zweite Halbzeit passte ins frühere BVB-Profil: Den Ball überließen die Dortmunder den Gästen und suchten ihr Glück im blitzartigen Umschaltspiel mit teilweise sehenswerten Kontern und Kombinationen. Mindestens drei Riesenchancen sprangen dabei heraus, einzig die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Angesichts des mehr als ordentlichen Gesamteindrucks durfte sich Klopp über die jüngste Entwicklung seiner Mannschaft freuen. „Ich habe heute sehr viele Jungs in guter Verfassung gesehen.“
Nicht mit zitternden Nerven nach München
Das macht allen Dortmundern Mut, beim Showdown mit den Überfliegern aus München nicht völlig chancenlos zu sein. Zumal Gündogan dann genauso wieder zur Verfügung stehen dürfte wie Roman Weidenfeller, der gegen Frankfurt mit Rückenschmerzen ausfiel. Selbst Routinier Sebastian Kehl könnte nach seinem Rippenbruch rechtzeitig zurückkommen und die Zahl der Alternativen erhöhen. Reus wird ganz sicher von Anfang an dabei sein. Mit zitternden Nerven wird der BVB jedenfalls nicht in München antreten. Klopp: „Ich hoffe, man sieht meiner Mannschaft an, dass wir den Pokal gewinnen wollen.“