Arbeitsteilung in Anderlecht: Ciro Immobile bringt den BVB auf Kurs, Adrian Ramos entscheidet das Champions-League-Duell mit den Belgiern und Pierre-Emerick Aubameyang muss sich ärgern – aber nicht lange.
Schon auf dem Platz feierte er ausgelassen, und auch nach Abpfiff zeigte sich Adrian Ramos überglücklich: “In der Champions League Tore zu schießen, war immer mein Traum“, sagte der Kolumbianer. Beim verdienten 3:0-Sieg von Borussia Dortmund beim RSC Anderlecht durfte sich der frühere Hertha-Stürmer nicht nur erstmals als Torschütze in der Königsklasse hochleben lassen, sondern gleich noch als Doppelpacker und Matchwinner.
Und das als Joker, denn BVB-Trainer Jürgen Klopp hatte sich folgenden Masterplan für Ramos überlegt, den er später launig bei Sky verriet: “Wir laufen sie müde und nach einer Stunde kommst du rein und machst den Sack zu.”
Sturm-Trio sucht nach seiner Rolle
Wenn Fußball immer so einfach wäre, dann würde der BVB vermutlich auch in der Bundesliga so gut dastehen wie nach dem zweiten Spieltag der Champions League. Dort nämlich thront die Borussia nach “einem harten Stück Arbeit” in Belgien, so Klopp, unangefochten an der Spitze der Gruppe D und kann beim nächsten Auftritt in Istanbul schon einen Riesenschritt Richtung Achtelfinale machen.
Zu verdanken haben die Dortmunder das auch der Treffsicherheit ihrer Stürmer. Davon haben sie ja inzwischen gleich mehrere beim BVB, die mal gemeinsam, mal getrennt oder in verschiedensten Kombinationen ihre Rolle in der Lewandowski-Erbfolge suchen. Ramos, Ciro Immobile und als wirklich wertvolle Ergänzung Pierre-Emerick Aubameyang: Ab und an, so wie nun in Anderlecht, zeigt das Trio bereits hoffnungsvolle Ansätze.
Distanztreffer beendet faktisch die Partie
Ramos etwa glänzte beim Spitzenreiter der belgischen Jupiler League als cooler Vollstrecker. Besser hätte das auch ein Weltklassestürmer wie Robert Lewandowski nicht hinbekommen. Nur vier Minuten nach seiner Einwechslung hielt der 28-Jährige BVB-Angreifer nach der tollen Flanke von Lukasz Piszczek instinktiv den Stiefel hin und traf zum vorentscheidenden 2:0 gegen Gastgeber Anderlecht, das trotz beschränkter technischer, taktischer und personeller Mittel einfach nicht aufhören wollte, Widerstand zu leisten.
Weitere zehn Minuten später zeigte Ramos, dass er nicht nur ein Strafraumstürmer ist und beendete faktisch die Partie, obwohl nach seinem Distanztreffer zum 3:0 einschließlich Nachspielzeit noch 14 Minuten zu absolvieren waren.
“An den Stürmern werden wir noch viel Spaß haben”
Sturmpartner und -konkurrent Ciro Immobile hatte sein Tordebüt in der Königsklasse schon in der ersten Partie gegen den FC Arsenal gefeiert, nach einem sensationellen Solo. Gegen Anderlecht erhöhte er sein Trefferkonto ebenfalls auf zwei, diesmal abgezockt im Duell Eins gegen Eins mit dem starken RSC-Keeper Silvio Proto. Daneben glänzte der Italiener als Dauerläufer und war nie so ganz von der Anderlecht-Abwehr in den Griff zu kriegen, auch wenn ihm nicht alles gelang und einige Anspiele sogar versprangen.
Als einsamer Ballabnehmer der Marke Lewandowski ist Immobile schlicht nicht geeignet, dafür tankt er sich sehenswert durch die gegnerische Abwehr. Für den früheren Torschützenkönig der Serie A ist es zurzeit vor allem wichtig, möglichst viele Erfolgserlebnisse zu sammeln, während er sich an das anspruchsvolle Spiel der Borussia gewöhnt. “Immobile und Ramos – das sind zwei tolle Stürmer, an denen wir noch viel Spaß haben werden”, lobte Trainer Klopp seine Angreifer nach der Partie.
BVB-Rakete ungewollter Youtube-Star?
Pierre-Emerick Aubameyang komplettiert das Offensiv-Trio, er ist überraschend die eigentliche Konstante seit Saisonstart. Mal wird der Gabuner als zweite Sturmspitze neben Ramos angeordnet, mal neben Immobile, oder im Normalfall auf der Außenposition im Mittelfeld. So wie nun auch gegen Anderlecht. Immer mit dem klaren Auftrag, bei Kontern die Rakete zu zünden und seine hohe Geschwindigkeit auszuspielen.
Ausgerechnet der bislang so treffsichere Aubameyang konnte gegen die Belgier mal nicht mithalten, weil er eine Riesenchance versemmelte. Der Fehlschuss aus sieben Metern aufs beinahe leere Tor war so leichtfertig, dass der schrille Offensivstar damit vermutlich zum Youtube-Hit wird. Selbst mit dem berühmt-berüchtigten Aussetzer von Teamkollege Jakub Blaszczykowski gegen Freiburg vor vier Jahren kann er es fast schon aufnehmen.
Ärgern musste sich Aubameyang aber trotzdem nicht lange, denn beim Treffer zum 3:0 sicherte er sich immerhin einen Assist als Vorlagengeber. Die Qualitäten der BVB-Offensive sind nun mal breit verteilt, und genau so wollten die Dortmunder das schwierige Lewandowski-Erbe ja regeln.